Januar 2013

Die Gruenen Bünde Januar/2013

Stellungnahme zur Sanierung des Goetheplatzes:

Ohne Zweifel ist der Goetheplatz kein Schmuckstück. Er ist für die zügige Verkehrsabwicklung gebaut worden. Fußgänger und Fahrradfahrer hatte man dabei wenig im Auge. Für die Erbauer war damals nur Autoverkehr wichtig. Im letzten Jahr wurden Planungen gemacht, die den Goetheplatz verschönern sollen. Die Abbiegespur der Lübbeckerstraße in den Nordring soll wegfallen und dadurch die Fahrgeschwindigkeit der Autos abgesenkt werden. Der Platz soll ein etwas gefälligeres Aussehen bekommen und der Durchgang für Fußgäünger zwischen den Grünbereichen Steinmeister- und Andrépark einladender werden. Kostenpunkt ca. 400.000 €. Davon ca. 140.000 € von der Stadt zu bezahlen. 20.000 € an Planungskosten sollen bereits entstanden sein.Am Goetheplatz selbst müsse in Kürze die Asphaltdecke erneuert werden, die bereits begänne vom darunter liegenden Pflaster abzuplatzen. Diese Reparaturen und die geforderte Durchforstung den Grünflächen am Platzwürden nochmal 50.000 € kosten. Mit den verlorenen Planungskosten also 70.000 €. Für 70.000 € mehr könne man den ganzen Platz wieder herrichten und Verschönern und müsse in den nächsten 20-30 Jahren dort nicht mehr investieren. Den Rest zahle das Land.
Auch das sind Steuergelder genauso wie der städtische Investitionsanteil, oder besser Schulden, die aufgenommen, verzinst und abgestottert werden müssen.Den tatsächlichen Gewinnsehen die Grünen eher als bescheiden an. Der Durchgang für Fußgänger zwischen den Grünzonen wird nicht schöne werden und die Verbesserungen für Fußgänger und Fahrradfahrer werden nur mäßig sein. Es bleibt das stolze Bewußtsein, dass zugesagte Landesmittel nicht verfallen.

Zumal die Aufstellung des Mahnmals "Ohrenmensch" des Bünder Künstlers Horst Perlick, unserer Meinung nach, auch ohne eine grundlegende Sanierung des Platzes möglich und wünschenswert ist.

Westfalenblatt vom 08.01.2013

Horst Michael Perlick mit seiner Skulptur «Ohrenmensch «: Bei der gebürtigen Bünderin Ute Rakob, die seit 30 Jahren als Künstlerin in Wien arbeitet, stößt er mit dieser Arbeit auf heftige Kritik.

Heftige Kritik aus Wien an Perlicks »Ohrenmensch«
Ute Rakob spricht der Skulptur jegliche Qualität ab

B ü n d e (BZ). Die Eintragung ins Vereinsregister und die Anerkennung der Gemeinnützigkeit durch das Amtsgericht Bünde stehen unmittelbar bevor, der Förderverein zur Finanzierung der Skulptur »Ohrenmensch« auf dem Goethe- Platz kann mit dem Einwerben von Spenden beginnen – da setzt Sperrfeuer gegen das Projekt des Bildhauers Horst Michael Perlick ein. Horst Michael Perlick mit seiner Skulptur «Ohrenmensch «: Bei der gebürtigen Bünderin Ute Rakob, die seit 30 Jahren als Künstlerin in Wien arbeitet, stößt er mit dieser Arbeit auf heftige Kritik. Aus dem fernen Wien wettert eine gebürtige Bünderin gegen die »misslungene Figur«. Die Künstlerin Ute Rakob spricht Perlicks Arbeit jegliche Qualität ab. Zur Erinnerung: Bei der Umgestaltung des Goethe-Platzes soll dessen Geschichte Rechnung getragen werden. Dort stand einst das Kaufhaus der jüdischen Familie Spanier, das von den Nazis zerstört wurde. Zum einen soll der Umriss des zerstörten Gebäudes mit entsprechender Pflasterung nachempfunden werden, zum anderen soll Perlicks Skulptur die Erinnerung an die Nazi-Gräuel wach halten. Dazu sei die Figur ungeeignet, schreibt Ute Rakob in einem offenen Brief an Bürgermeister Wolfgang Koch. Sie lebt und arbeitet seit 1982 in Wien und seit 1991 während der Sommermonate in Italien. Sie hat ein Studium der Malerei an der Fachhochschule Bielefeld und an der Akademie der bildenden Künste Wien absolviert. Das Abschlussdiplom legte die mehrfach preisgekrönte Malerin und Zeichnerin 1986 ab. Einzelausstellungen hatte sie unter anderem in Würzburg, Wien, in Florenz und Paderborn, in Klagenfurt und Hannover. In Bünde hat sie die Apsis-Fenster der Laurentiuskirche gestaltet. Ihre Kritik am »Künstler-Kollegen Perlick: Die Figur bliebe in ihren Proportionen unverständlich und stehe »formal in keinem Zusammenhang mit dem inhaltlichen Anspruch, die Erinnerung an die Morde an die jüdischen Mitbürger wach zu halten«. Von einer »interessanten Formgestaltung« könne keine Rede sein. Koch zeigte sich gestern »befremdet über die Art und Weise«, in der Ute Rakob sich über das Schaffen eines anderen Künstlers auslasse. Den Vorwurf der Beziehungslosigkeit zwischen der Skulptur und dem Anliegen des Künstlers könne er nicht nachvollziehen: »Der Ohrenmensch hat durchaus Symbolkraft.« Deshalb will er Ute Rakobs Bitte nicht nachkommen. Sie hatte ihn gebeten, »die Entscheidung für diese Figur an diesem wichtigen Gedenkplatz zurückzunehmen, um diesen Ort des appellativen Erinnerns nicht der Lächerlichkeit preiszugeben «. Koch gehört dem Vorstand des Fördervereins »Erinnerung und Dialog« an, der im Dezember gegründet worden ist. Vorsitzende ist Dr. Angela Brüning, Lehrerin am Markt-Gymnasium und Leiterin der Netzwerk-Gruppe, die sich der Aufarbeitung der Geschichte Bündes zur Zeit des Nationalsozialismus verschrieben hat. Ein Ziel des Vereins ist es, die Finanzierung der etwa 30 000 Euro teuren Skulptur sicher zu stellen. Die Hälfte dieser Summe will die in den Staaten lebende Elaine Spanier stiften (die BZ berichtete). Die Gießerei, die die mannshohe und eine Tonne wiegende Großplastik herstellen soll, hat 20 Kleinmodelle des »Ohrenmenschen « produziert. Sie sollen an Sponsoren des Projektes abgegeben werden. Gegen Spendenquittung – wobei vom Betrag der Gesamtspende die Summe von 135 Euro abgezogen werden müsste, um den Steuergesetzen Rechnung zu tragen.
Von Rainer Grotjohann