Juli 2014

Neue Westfälische vom 11.07.2014

Horst Perlick und der Ohrenmensch

Ohrenmensch auf Augenhöhe
Skulptur von Horst Perlick wandert durch die Stadt und soll sich in der ganzen Welt verbreiten

Bünde. Ganz kurz stand der Ohrenmensch, eine durchaus umstrittene Skulptur, gestern auf dem Goetheplatz. Für einen Pressetermin - anschließend rollte die Figur des Künstlers Horst Perlick durch die Fußgängerzone bis zum Museum. Dort ist der Ohrenmensch in den nächsten Monaten zu sehen. Die Idee ist aber eigentlich eine überregionale Verbreitung.
Ähnlich wie die Figur des Leinewebers in Bielefeld wolle man möglichst viele Unternehmen und Privatpersonen in Bünde davon begeistern, eine 2,20 Meter hohe Plastik des Ohrenmenschen zu kaufen. Dafür hat sich Horst Perlick Hilfe von der Bielefelder Werbeagentur Eigenrauch geholt, die sich auch um die Vervielfältigung des Ohrenmenschen kümmert.
Der Ohrenmensch, der vor 30 Jahren in Bünde "geboren" wurde, soll ein Sinnbild für Frieden, Völkerverständigung und Aussöhnung gegen Unterdrückung, Gewalt und Rassismus sein. Dass die Skulptur in Bronze gegossen als eine Art Mahnmal dauerhaft auf dem Goetheplatz aufgestellt wird, hat der Stadtrat mehrheitlich abgelehnt. "Es ist schwierig, wenn eine Plastik im öffentlichen Raum steht", sagt Museumsleiter Michael Strauß. "Es gibt dann verschiedene Ebenen der Betrachtung." Die Botschaft des Ohrenmenschen würden viele - ohne Erklärung - nicht sofort erkennen. "Wenn die Aussage nicht gleich greifbar ist, treten ästhetische Gründe in den Vordergrund, dann sagen viele: ,gefällt mir nicht´", so Strauß. Auch deshalb habe es eine kontroverse Diskussion in der Stadt gegeben.

Doch nun sei der Ohrenmensch "weiterentwickelt" worden, so Strauß. Er sei jetzt keine klassische Plastik mehr, sondern mit Aktionen versehen. So wurde er gestern für Dreharbeiten des WDR durch Bünde gerollt - vom Goetheplatz über die Fußgängerzone bis zum Museum. "Viele Menschen haben ihn erkannt und sich mit ihm fotografieren lassen", freut sich Werbeagentur-Chef Ralf Eigenrauch, der Horst Perlick unterstützt. Außerdem komme jetzt ein kommerzieller Aspekt dazu. Horst Perlick will Skulpturen des Ohrenmenschen verkaufen, um das Projekt weiterzubringen. "Ziel ist es, dass der Ohrenmenschen sich über die ganze Welt verbreitet", sagt Michael Strauß.

Das Konzept greife den Ursprungsgedanken wieder auf, so Perlick. Denn der Ohrenmensch sei bereits 1984 entstanden, wurde drei Jahre später nach einer öffentlichen Diskussion am Gymnasium am Markt weiterentwickelt. "Da ging es um die Schuld der Bünder in der NS-Diktatur", erinnert sich der gebürtige Berliner, der damals seiner Frau an die Else gefolgt war. "Das hat mich auf die Idee zum Ohrenmenschen gebracht." Dieser ist als Miniatur 1984 im Dammhaus gezeigt worden. Jetzt ist er sozusagen "zurückgekommen", denn die Ausstellung mit rund 100 Werken von Horst Perlick wird am 31. August im Museum unter dem Titel "Malerei und Skulptur zwischen Wildheit und Aussöhnung" eröffnet. Der Ohrenmensch steht nicht im Mittelpunkt, wird aber während der Öffnungszeiten vor dem Eingang zu sehen sein - inklusive einer Erklärung.

WDR Fernsehen vom 11.07.2014

Den Bericht des WDR Fernsehens vom 11.07.2014 können Sie sich hier ansehen.

Westfalenblatt vom 09.07.2014

Glasfiber statt Bronze
Perlicks »Ohrenmensch«

B ü n d e (grot). Aus der Bronze-Variante wurde nichts, jetzt gibt es den »Ohrenmensch « aus Kunststoff. In Bielefeld ist eine 2,20 Meter hohe Skulptur aus Glasfiber gegossen worden. Die Arbeit des Künstlers Horst Perlick ist und bleibt umstritten. Für eine Aufstellung auf dem Goetheplatz fand sich keine Ratsmehrheit, auch die Finanzierung der Ausführung in Bronze scheiterte. Der Stadtrat hat dafür votiert, das bereits vorhandene, etwa 50 Zentimeter hohe Bronzemodell im Rathaus aufzustellen. Horst Perlick forderte, die Skulptur im Foyer zu präsentieren, Bürgermeister Wolfgang Koch hingen sprach sich für das erste Obergeschoss als Standort, vor dem Ratssaal, aus. Das hat Perlick nicht akzeptiert, nur wenige Bürger suchten die erste Etage auf. Nun hat der in Berlin geborene und seit langem in Bünde lebende Künstler in der Bielefelder Werbeagentur Eigenrauch einen Partner gefunden. Eine sehr viel kostengünstigere Fiberglas-Variante ist entstanden und soll morgen, Donnerstag, »wenigstens einmal den Goetheplatz zu Gesicht bekommen « (Zitat Horst Perlick). Die 71 Kilo schwere Skulptur wird auf einem fahrbaren Sockel angeliefert und nimmt dann, begleitet von einem Fernsehteam des Westdeutschen Rundfunks, ihren Weg Richtung Innenstadt. Sie wird (voraussichtlich) zunächst zum Levisonhaus an der Hindenburgstraße und dann über die Eschstraße zum Museum gerollt. Dort wird sie einige Monate bleiben. Denn der »Ohrenmensch« wird Teil einer Ausstellung, die im Oktober eröffnet wird und die Horst Perlick und seinen Arbeiten, Malerei und Bildhauerei, gewidmet ist. Im Anschluss daran soll der Ohrenmensch dann auf Deutschland-Tournee gehen, die Wanderausstellung wird gerade vorbereitet. Die Bünder können sich also bis zum Herbst selbst ein Bild von der Skulptur machen, sie praktisch »auf Augenhöhe« in Augenschein
nehmen.

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